RS-Kritik

Kritik an der Relativen-Stärke

Bei dieser Methode gibt es mehrere kritische Punkte. Nachfolgend möchte ich ein paar Schwächen der Relativen-Stärke aufzählen:

A) Der RSL-Indikator schlägt Aktien dann zum Kauf vor, wenn diese zu Höchstkursen notieren. Oftmals verlaufen Kurse im Zick-Zack. Somit kann es eine Weile dauern, bis noch höhere Kurse erreicht werden. Es ist mir persönlich auch leider schon passiert, dass ich auf diese Weise eine Aktie zum Höchstpreis gekauft habe. Diese Aktie stieg monatelang, bis ihr RSL-Wert > 1,4 war. An der Spitze der Rankingtabelle kaufte ich diese Aktie. Von da an ging der Aktienkurs Richtung Süden. Auch das passiert. Somit könnte man statt von einem Trend-Folge-System von einem Trend-Ende-System sprechen. Bisher aber zum Glück die Ausnahme.

B) Der RSL-Indikator schlägt Aktien zum Verkauf vor, wenn diese gerade sehr schwach sind. Auch wenn der Abwärtskurs sich bewahrheitet, konnte ich beobachten, dass sich die Aktien auch im Zick-Zack-Kurs zuvor noch einmal kurz erholten, bevor sie weiter abwärts tendierten. Also wird beim Verkauf auch eher nur ein suboptimaler Kurs erzielt.

C) Der aktuelle Preis wird mit dem Durchschnittspreis verglichen. Volatile Aktien können dem Durchschnitt „davonlaufen“, fallen dann aber wieder zurück. Also der Kursanstieg war zu sehr temporär und nicht nachhaltig. Deshalb ist es erforderlich, zwischen Momentum und Volatilität zu unterscheiden.

D) Wenn eine Aktie in den letzten 100 Tagen um mehr als 16% – bzw. 19,5% in den letzten 200 Tagen – , von heute auf morgen nach oben oder unten springt, beeinflusst dieses Gap die RSL-Berechnung sehr stark. Solche schockempfindlichen Aktien gehören einfach disqualifiziert. Entwicklungen sollen längerfristig und kontinuierlich sich im Chart widerspiegeln. Optimal würde ein Chart aussehen, der wie ein Geodreieck gleichmäßig um 45 Grad steigt. Diese Aktien, die sich so gleichmäßig wie am Faden gezogen bewegen, wären zu favorisieren. Das bildet die RSL-Formel von Levy nicht ab. Hilfsweise bildet man in der RSL-Formel verschiedene Zeiteinheiten ab (deshalb verwende ich die Kombimethode), um die Stetigkeit zu messen. Festzuhalten bleibt jedoch, dass Aktien, die größere Sprünge machen, einfach auszusortieren sind bzw. nur als Knaller-Aktie verwendet werden können.

E) Verändert sich gerade das Marktumfeld (z.B. weil die Zinsen allgemein steigen und vorher die Zinsen keine Rolle gespielt haben) und Wachstumsaktien (z.B. NASDAQ-Aktien) werden in Value- und zyklische Aktien (z.B. Dividendenaktien und niedrig verschuldete Gesellschaften) umgeschichtet, dann ist das System der Relativen-Stärke von Nachteil, da weiterhin die alte Aktiengruppe hohe RSL-Werte hat, während die neue Anlageklasse noch zu niedrige RSL-Werte aufweist. Das ist dann kein Trend-Folge-System, sondern ein rückwärts gewandtes System. Und das ist dann ein Problem.